Abnehmspritze & Krankenkasse: Wer übernimmt die Kosten?

Natalia Olaizola-Heil

Medizinisch geprüft von

Natalia Olaizola-Heil

Letzte Änderung: 27 Jun 2024

Abnehmspritzen wie Wegovy® oder Mounjaro® gelten als Medikamente der Wahl, wenn starkes Übergewicht oder Adipositas mit medikamentöser Unterstützung behandelt werden soll. Obwohl Adipositas in Deutschland seit 2020 als anerkannte Krankheit gilt, übernehmen die Krankenkassen derzeit aber nicht die Kosten für die Abnehmspritzen. Lesen Sie hier, was die Gründe dafür sind und welche Alternativen es gibt, um Gewicht zu verlieren.

Inhalt
 

Warum wird Wegovy® bei Übergewicht nicht von der Krankenkasse bezahlt?

Da der zuständige Bundesausschuss Wegovy® als reines Lifestyle-Medikament eingeordnet hat, ist es von der Leistung gesetzlicher Krankenkassen ausgeschlossen. Aus diesem Grund übernehmen sie die Kosten nicht – selbst, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt.

Zur Information: Die Einordnung als Lifestyle-Medikament nach § 34 Abs. 1 Satz 7 SGB V schließt unter anderem Arzneimittel von der gesetzlichen Krankenversicherung aus, „bei deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht“. Darunter fallen per Gesetz auch solche Präparate, die „zur Abmagerung oder zur Zügelung des Appetits, zur Regulierung des Körpergewichts“ dienen.

Warum bezahlt die Krankenkasse Mounjaro® nicht bei Adipositas?

Wie Wegovy® gilt auch die Abnehmspritze Mounjaro® nach § 34 Abs. 1 Satz 7 SGB V als sogenanntes Lifestyle-Medikament. Es ist damit ebenfalls als Kassenleistung ausgeschlossen. Patienten mit Adipositas und entsprechender medizinischer Notwendigkeit zum Gewichtsverlust können ein Privatrezept beim behandelnden Arzt erfragen – müssen die Kosten für die Abnehmspritze jedoch selbst tragen.

Im Abnehmmittel Mounjaro® ist der Wirkstoff Tirzepatid enthalten. Dieser wirkt ähnlich wie Semaglutid, der Wirkstoff in Wegovy®: Auch Tirzepatid beeinflusst den Stoffwechsel und reguliert so das Hungergefühl.

Steht in Aussicht, dass die Kassen Abnehmspritzen künftig zahlen?

Derzeit gibt es keine konkreten Pläne, dass die Krankenkassen künftig die Kosten für Abnehmspritzen übernehmen. Ganz ausgeschlossen ist es jedoch nicht.

Denn über die medikamentöse Behandlung von Adipositas und die Kostenübernahme durch die Krankenkasse herrschen geteilte Meinungen. Derzeit gelten ärztlich verordnete Spritzen zum Abnehmen noch als reines Lifestyle-Medikament. Da starkes Übergewicht und Adipositas besonders im fortgeschrittenen Stadium aber häufig mit Begleiterkrankungen einhergehen, gibt es Stimmen, die Abnehmmittel als Kassenleistung befürworten.

Die Argumentation dahinter: Trotz der hohen Kosten für die Medikamente würden die gesetzlichen Krankenkassen langfristig entlastet, wenn sich durch Abnehmspritzen gewichtsbedingte Begleiterkrankungen und Therapiekosten reduzieren ließen.

Wieso sind Medikamente zum Abnehmen verschreibungspflichtig?

Um Medikamente gegen starkes Übergewicht und Adipositas in der Apotheke zu erhalten, muss ein vom Arzt ausgestelltes Rezept vorliegen. Das dient dem Schutz der Patienten.

Nutzen-Risiko-Bewertung durch einen Mediziner

Nur ein Arzt kann beurteilen, ob ein bestimmtes Präparat für den Patienten geeignet ist: Durch die ärztliche Beratung lässt sich das Risiko für unerwünschte Begleiterscheinungen senken. Gleichzeitig kann ein Mediziner einschätzen, ob das Arzneimittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auslösen kann. Da Wirkstoffe wie Semaglutid und Tirzepatid in den Stoffwechsel eingreifen und den Blutzucker regulieren, muss die Therapie immer unter ärztlicher Beobachtung erfolgen.

Medikamente zur Gewichtsregulierung nur bei medizinischer Notwendigkeit

Die Abnehmspritzen Wegovy® vom Hersteller Novo Nordisk und Mounjaro® von Eli Lilly eignen sich nicht gleichermaßen für jeden, der Gewicht verlieren möchte. Vor der Einnahme ist eine eingehende Nutzenbewertung durch einen Arzt nötig.

Mediziner verordnen Wegovy® und Mounjaro® nur, wenn eine medizinische Notwendigkeit zum Abnehmen besteht und andere Maßnahmen kein Ergebnis erzielen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn

  • der BMI (Body Mass Index) über 30 kg/m2 liegt – trotz Bewegungstherapie und Ernährungsumstellung
  • der BMI zwischen 27 und 30 kg/m2 liegt und gewichtsbedingte Folgeerkrankungen vorliegen, wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Diabetes vom Typ 2

Zudem sollte die Anwendung von Abnehmmedikamenten immer von ergänzenden Adipositas-Therapiemaßnahmen begleitet werden. Dazu zählen eine umfassende Ernährungsumstellung und Sport.

Welche Alternativen gibt es zu Abnehmspritzen?

Neben den Abnehmspritzen, zu denen auch das Medikament Saxenda® gehört, können sogenannte Lipasehemmer (Fettbinder) bei der Reduktion von Gewicht und Körperumfang unterstützen. Diese enthalten oft den Wirkstoff Orlistat, der die Aufnahme von Fett im Darm unterbindet.

Auch diese Präparate gelten nicht als Kassenleistung – mit 70-120 € für eine Monatspackung sind sie aber günstiger als die Spritzen und dienen ebenfalls dazu, Körpergewicht zu reduzieren. Eine Nutzen-Risiko-Bewertung muss auch in diesem Fall immer von einem Arzt vorgenommen werden. Nicht zuletzt, da auch Orlistat und ähnliche Präparate nur gegen die Vorlage eines Rezepts erhältlich sind.

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Häufig gestellte Fragen

Wann bezahlt die Krankenkasse die Abnehmspritze?

Derzeit gar nicht: Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen momentan keine der verfügbaren Abnehmspritzen. Patienten müssen die Kosten von etwa 300 € pro Monat selbst übernehmen – auch, wenn der Arzt die Medikamente verschreibt.

Kann der Hausarzt die Abnehmspritze verschreiben?

Ja, wenn die medizinische Notwendigkeit besteht, Gewicht zu verlieren, kann der Hausarzt Spritzen zum Abnehmen verschreiben. Das gilt bei einem BMI ab 30 – wenn Begleiterkrankungen wie Diabetes vom Typ 2 bestehen, auch schon ab einem BMI von 27. Trotz Rezept ist keine Kostenübernahme durch die Kassen möglich.

Was kostet die Abnehmspritze beim Arzt?

Mit rund 300 € pro Monat sind die Kosten für Abnehmspritzen wie Wegovy® oder Mounjaro® hoch. Allerdings werden diese nicht direkt beim Arzt bezahlt: Patienten holen die Fertigpens per Rezept in der Apotheke ab und verabreichen sie sich selbst.

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Natalia Olaizola-Heil Medizinische Autorin

Natalia Olaizola-Heil erhielt nach dem Studium der Pharmazie an der Freien Universität Berlin 1997 ihre Approbation als Apothekerin. Sie arbeitete sowohl in Krankenhausapotheken als auch in öffentlichen Apotheken und absolvierte Weiterbildungen im Bereich Ernährungsberatung und Palliativmedizin. Natalia Olaizola-Heil unterstützt ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung.

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